RAF Cosford  No.1 School of Technical Training


 

 

Nach nur 8 Wochen ging es für unser Team zurück nach RAF Cosford. Diesmal war es aber nicht nur bloße Fotografie, die No. 1 School of Technical Training (No.1 SofTT) hatte uns eingeladen, einen Blick hinter die Kulissen zu werfen. Die No. 1 SofTT ist Bestandteil der Defence School of Aeronautical Engineering. Dazu gehören unteranderem  die Defence School of Photography und die No.1 Radio School. Schon das Gelände in Cosford ist beeindruckend, zum Bereich der DSAE gehört nicht nur das eigentliche Flugfeld mit seinen Nebengebäuden, sondern noch ein riesiges Areal auf der anderen Seite der Bahnstrecke mit weiteren Wartungshallen, Unterkunftsgebäuden und Lehrsälen.

 

Allein an der No.1 SofTT werden zeitgleich von 400 Ausbildern rund 2000 Schüler betreut. Nach ihrer militärischen Grundausbildung kommen die zukünftigen Techniker direkt nach Cosford. Ausgebildet wird in vier Fachrichtungen Avionik, Mechanik, Waffen und Not-/ Rettungssysteme. Je nach zukünftiger Verwendung gliedert sich die Ausbildung. Auszubildende in den Fachrichtungen Avionik und Mechanik bleiben vorerst für sechs Monate in Cosford. Hier erhalten sie in einer Basisausbildung das notwendige Fachwissen und die grundlegenden  handwerklichen Fähigkeiten eines Lfz-Mechanikers vermittelt. Danach wechseln die Schüler für ein Jahr in eine Einsatzstaffel der Royal Air Force.

 

 

 

 

 

 

Hier können sie die erlernten Fähigkeiten vertiefen und werden zum Beispiel in der Wartung oder als Einweiser eingesetzt. Nach diesem Jahr kehren sie an die No. 1 SofTT zurück und erhalten in den folgenden 14 Monaten die Ausbildung zum fertigen Lfz-Mechaniker. Der Abschluss am Ende ist nur schwer mit der zivilen Kat. A zu vergleichen. In den Gesprächen mit den Ausbildern klang aber an, dass das Niveau deutlich über der zivilen Lizenz liegt. Die Ausbildung im Bereich Waffen und Not-/ Rettungssysteme ist etwas kürzer. Die Schüler dieser Fachrichtungen durchlaufen einen einjährigen Lehrgang.

 

 

 

Die Ausbildung beinhaltet einen hohen Praxisanteil. Für diese praktischen Übungen stehen den Schülern verschieden Flugzeuge der RAF zur Verfügung. In der Hauptsache sind dies SEPECAT Jaguar der verschiedenen Versionen. Aber auch MRCA Tornado, Seaking-Hubschrauber und Jet Provost dienen als Schulungsobjekte. Der Vorteil der älteren Flugzeugmuster besteht darin, dass man an ihnen grundlegende Fähigkeiten und Kenntnisse über den Betrieb eines Luftfahrzeugs besser vermitteln kann. Computergestützte Luftfahrzeuge wie der Typhoon bieten dies nicht. Daneben gibt es zahlreiche hochmoderne Simulatoren.

 

 

 

 

 

Bis zu 1400 Triebwerksfehler können in den zwei vorhandenen Modellen nachgestellt werden. Ein Model entspricht dem Jaguar, wo die Schüler noch direkt an der Turbine die Fehler beheben können. Ein weiterer Simulator dient zur Schulung der Fehlerbehebung am Typhoon und am Tornado. Das Troubleshooting an der Hydraulik wird mit vier recht eigenartig anmutenden Modellen geübt, die liebevoll "Plastic Pig" genannt werden. Während der Ausbildung werden alle Arbeiten geübt, die im technischen Bereich an den Flugzeugen auftreten können. Dazu gehört zum Beispiel der sichere Ein- und Ausbau des Schleudersitzes oder die Behebung von Reifenschäden.

 

 

Die No.1 SofTT blickt auf eine beinahe hundertjährige Geschichte zurück. Gegründet wurde sie 1919 in Halton, wo sie bis 1993 beheimatet war. Seit dieser Zeit ist sie in RAF Cosford. Im Laufe dieser langen Jahre hat manche berühmte Persönlichkeit der Luftfahrt seine Ausbildung hier absolviert. Einer von ihnen war Frank Wittle. Zeitgleich, aber unabhängig von Hans von Ohain in Deutschland, arbeitete er in den 1930´er Jahren an einem revolutionären Flugzeugantrieb. Der spätere Erfinder der Jetturbine machte hier 1926 seinen Abschluss als Flugzeugmechaniker. Wer von beiden der tatsächliche Vater des Düsenantriebs ist, ist historisch nicht abschließend geklärt.

 

 

Heute werden in Cosford nicht nur Soldaten der Royal Air Force ausgebildet, sondern auch technisches Personal für die Luftwaffen verschiedener Länder. Ziel der Ausbildung ist es von Anfang an Abläufe so zu trainieren, wie sie auch im späteren Alltag in den Einsatzstaffeln ablaufen. Durch einen hohen Praxisanteil wird das Training aus der zweidimensionalen Ebene der Lehrbücher in die 3D-Wirklichkeit gebracht. Dies wird durch die unterschiedlichsten Simulatoren erreicht, welche wir auch ausprobieren durften. Die alten Maschinen die in den Hallen als Ausbildungsmuster dienen, stellen nur ca. die Hälfte des Bestandes dar. In verschiedenen anderen Hallen befindet sich das Depot mit eingelagerten Luftfahrzeugen.

 

 

 

 

An dieser Stelle geht unser Dank an Ailidh Leather, SqnLdr Gaz Stevens und SqnLdr Chris Wilson, sowie an die gesamte restliche Crew der No. 1 SofTT und der No. 238 Sqn, dass sie uns einen so detaillierten Einblick in ihre Arbeit gegeben haben.