Romania Air Force


 

 

Die Fortele Aeriene Romane (FAR), wie die Luftstreitkräfte Rumäniens eigentlich heißen, liegen am östlichen Ende des Einflußgebietes der NATO. Derzeit befinden sie sich in einer entscheidenen Phase der Umgestaltung, altes noch aus sowjetischer Produktion stammendes Fluggerät wird gegen westliches ersetzt. Mit der kaum regierbaren Republik Moldau als direktem Nachbarn und in Schlagweite der russischen Luftstreitkräfte machen sie mit den derzeitigen Flugzeugmustern einen bemerkenswerten Job.

 

Rückgrat der Luftverteidigung sind derzeit noch die Mig-21, die in Fetesti und Campia Turzii stationiert sind. Sie werden schrittweise ab Sommer 2016 durch gebrauchte F-16 aus Portugal ersetzt. In viel grösserem Umfang stützt man seine taktischen Fähigkeiten auf Hubschrauber. Vorwiegendes Einsatzmuster ist der IAR 330, ein einheimischer Lizenzbau der Puma. In der Variante IAR 330 SOCAT ist die Maschine bewaffnet. An Außenlastträgern können Raketenbehälter des Typs UB -16, sowie Lenkwaffen angebracht werden. Im Bug befindet sich ein schwenkbares MG des Kal. 20 mm.

 

Der bevorstehende Wechsel bei den Kampfflugzeugen war für mich mal wieder ein willkommener Anlass das Land zu besuchen. Ziel der Tour waren die Baza Otopeni mit der Flotilla 90 und die Baza Campia Turzii in Transsilvanien, Heimat der Flotilla 71. Auf beiden Plätzen nutzte ich die Tage der offene Tür. Es wurde ein interessantes Programm geboten und den Tag in Siebenbürgen verbrachte ich dann auch direkt unter der Displaybox. Der Vorteil der Open Days ggü. einer konventionelle Air Show sind die verminderten Sicherheitsstandards bei den Flugvorführungen, so dass man mitunter sehr nah am Geschehen ist.

 

 

 

 

Der LanceR-Standard macht aus den ursprünglichen Mig-21M, MF und -bis der rumänischen Luftwaffe ein hochmodernes Fluggerät. Mit dem eigentlichen Muster haben diese Maschinen ausser der Form nicht mehr viel gemeinsam. Sie sind in der Lage sowohl Waffen aus sowjetischer, als auch aus westlicher Produktion zu verwenden. Das Cockpit unterscheidet sich grundlegend von dem der alten Mig´s, es haben Bildschirme Einzug gehalten. Insgesamt 102 Exemplare wurden für die FAR bei Elbit-Aerostar umgerüstet von denen heute je nach Quelle noch 20 bis 36 Maschinen im Dienst stehen. Geflogen werden sie bei der Flotilla 71 und der Flotilla 86, den letzten beiden verblieben Fightersquadron im Land. Ersetzt werden die Maschinen der Flotilla 86 aus Fetesti, deren Techniker bereits zur Schulung in Portugal sind.

 

 



Im Gegensatz zu vielen anderen Luftwaffen stützt die FAR einen erheblichen Teil ihrer taktischen Fähigkeiten auf Hubschrauber. Das Haupseinsatzmuster ist die IAR-330 Puma. In den 1970´er Jahren erwarb das damals noch sozialistisch Rumänien die Lizenz für den Bau der von Aerospatiale entwickelten Maschine. Der Jungfernflug der ersten IAR-330 erfolgte am 22.10.1975 in Brasov. 167 Stück wurden bisher gebaut, davon gingen 57 in den Export. Betreiber sind der Sudan, Equador, die UAE, die Elfenbeinküste und Pakistan. Bei der FAR sind derzeit drei Varianten im Einsatz, die ursprüngliche IAR-330L, die modernisierte Variante M und der Kampfhubschrauber IAR-330 SOCAT. Letzterer erinnert in seiner Form an das Hind-Double aus Rambo III. Auch bei seiner Entwicklung arbeiteten die Rumänen eng mit dem israelischen Rüstungsunternehmen Elbit zusammen. Die Bewaffnung besteht aus einer schwenkbaren 20 mm Bordkanone und ungelenkten, sowie lenkbaren Luft-Boden-Raketen.





Die Transportflieger der Flotilla 90 haben ihre Heimatbasis auf dem militärischen Teil des Flughafens Bukarest-Otopeni. Für die Transportaufgaben stehen neben den bereits oben beschriebenen IAR-330 die Transportflugzeuge C-130 Hercules, C-27J Spartan und die Antonov AN-26 zur Verfügung. Die zweite Staffel verfügt noch über ein ganz besonderes Flugzeug, die Antonov AN-30. Die AN-30 ist eine Weiterentwicklung der AN-24 und wird zur Aufklärung und Kartografie verwendet. Heutzutage ist ihre Hauptaufgabe der Einsatz auf Open Skies Missionen. Die Flugzeugtyp ist sehr selten und kommt in Europa neben Rumänien nur noch in Bulgarien, der Ukraine und Russland zum Einsatz.


Das Gros der Transportaufgaben erledigen mittlerweile die sieben C-27J Spartan. Die Spartan ist ein zweimotoriges Transportflugzeug des italienischen Herstellers Alenia aus Turin. Sie ist bzgl. Rumpfquerschnitt und den Abmessungen der Heckklappe kompatibel mit der C-130. Was sie auszeichnet sind ihre enorme Manövierfähigkeit und ihre Triebwerksleistung. Mehrfach präsentierte die italienische Luftwaffe die C-27 auf verschiedenen Air Shows, aufdenen sie dann eine komplette Fassrolle flog.





Die Flugausbildung erfolgt bei der FAR auf einigen sehr aussergewöhnlichen Mustern. Schulflugzeug in der Basisausbildung ist die YAK-52. Diese dürften fast die einzigen Maschinen dieses Typs sein, die heute noch im Militärdienst stehen. Der ursprüngliche Entwurf war kurz nach dem Zweiten Weltkrieg die YAK-11. Dieses noch mit Spornrad ausgerüstete Flugzeug war auch der erste Flugzeugtyp der NVA und ihres Vorgängers, der kasernierten Volkspolizei. Deren Weiterentwicklung, die YAK-18 bildete dann auch die Basis der 52´er, die ihren Erstflug 1976 absolvierte. 


Die künftigen Jetpiloten trainieren auf der IAR-99 "Soim". Die Typ wurde in den 1970´ern bei IAR in Brasov entwickelt und hatte seinen Jungfernflug am 21.12.1985. Lediglich 20 Exemplare sind bei der FAR im Einsatz, alle in den Ausbildungsstaffeln in Boboc. Die Maschine verfügt über eine hervorragende Aerodynamik, jedoch verhinderte ihre veraltete Avionik jegliche Exporte. Derzeit arbeitet man mit internationalen Partnern an einer modernisierten Variante, deren Erstflug im Jahr 2016 vorgesehen ist.


Die zukünftigen Hubschrauberpiloten erlernen ihr Handwerk auf der IAR-316B Alouette III. Der Lizenzbau der ursprünglich französischen Aloutte III fand ab 1971 in Brasov statt. Gebaut wurden 250 Stück, die Hälfte für die eigenen Streitkräfte, die andere Hälfte für zivile Nutzer im eigene Land und für den Export. Sechs Maschinen stehen derzeit noch im Boboc bei der 206. Ausbildungsstaffel im Dienst und haben wohl auch den Grossteil ihres Lebens schon hinter sich.