Asien 2015 - Taiwan Roundtrip


 

 

Eher durch Zufall fiel unsere Wahl für die zweite Woche auf den kleinen Inselstaat Taiwan. Nachdem wir uns bei anderen Spottern ob der Möglichkeiten informiert hatten, machten wir uns an die Detailplanung. Hierbei mussten wir recht schnell feststellen, dass es einige Hürden zu überwinden gab. Nachdem schnell klar war, dass die öffentlichen Verkehrsmittel nicht das Optimum sind, entschieden wir uns für einen Leihwagen. Die internationalen Autovermietungen unterhalten jedoch in der Republic of China keine Niederlassung. Am Internationalen Flughafen Taoyuan gibt es nur einen Counter einer örtlichen Gesellschaft mit dem vertrauensvollen Namen Chingbing. Diese reservierte uns nach einigem Schriftwechsel einen Toyotabus. Interessanterweise kann man das Auto mit leerem Tank zurück bringen, muss es jedoch waschen lassen.

 

Die Hauptstadt Taipeh hat zwei Flughäfen, Taoyuan und Shongshan. Ersterer war früher Mal als Chiang-Kai-Chek Airport bekannt. Leider ist die Gegend um die Taipeh eine ziemliche Wetterküche und wir waren schon froh, wenn es einigermaßen trocken war. Um beide Plätze herum gibt es einige gute Positionen, sogar Cafés mit Aussichtsterrassen. In Taoyuan war nur eine Bahn in Betrieb, was die Sache ganz erheblich erleichterte. Im Land selber gibt es nur vier nennenswerte Airlines; Eva Air, China Airlines, Mandarin und Transasia. Gemeinhin gilt das Fliegen in Taiwan als sicher, jedoch hatte Transasia in letzter Zeit einige Probleme und verlor zwei ATR 72 durch Unfälle.

 

Da ich vorher noch nie DC-9 bzw. mit einem ihrer Nachfolgemuster geflogen war, buchten wir uns von Shongshan aus einen kurzen Trip mit der MD-82 von Far Eastern Transport. Es ging in 45 Minuten nach Magong auf der Insel Penghu. Zurück flogen wir mit einer ATR 72-600 der UNI Air. UNI ist eine Tochter der Eva Air und betreibt nur noch ATR. Auf einigen Kursen kommen noch vereinzelt die letzten MD-90 der Eva zum Einsatz. Leider ist der Betrieb jeglicher elektronischer Geräte auf Inlandsflügen verboten, sodass fotografieren mit der Digicam sehr schwierig war. Eine Tatsache, die man sich eigentlich nur schwer vorstellen kann, da ja rund 80% aller elektronischen Geräte von dort kommen.



 

 

Nachdem wir das Wochenende einigermaßen in Taipeh hinter uns gebracht hatten, starteten wir zu unserer ersten Militärbase nach Hualien. Geplant war ein Tagesausflug mit dem Flieger. Diesen Plan mussten wir leider verwerfen, nachdem Transasia sich von rund 60 % seiner ATR-Piloten trennen musste. Sie hatten nach dem zweiten Absturz einer Maschine dieses Typs bei einer Überprüfung durch die Luftfahrtbehörde ihr Typerating aufgrund mangelnder Beherrschung der Maschine verloren. In der Folge strich die Gesellschaft ihren Flugplan zusammen und auch unsere gebuchten Flüge waren davon betroffen. So wählten wir als Alternative das Auto. Die Strecke zwischen beiden Städten ist zum Großteil eine enge, kurvige  Bergstraße, die wir auch noch im Dauerregen befuhren.

 

In Hualien angekommen, war der Flugbetrieb um 8:30 Uhr schon voll im Gange. Hualien ist die Heimat von fünf Staffeln der RoCAF. In der Hauptsache sind es die F-16 der 17th, 26th und 27th TFG, welche von dort aus operieren. Daneben ist noch eine Aufklärungsstaffel am Platz, die 12th TRS mit RF-5E und RF-16A. Die beste Spotterposition befindet sich in der obersten Etage eines Abbruchhauses neben dem Carrefour Markt. Das Parkdeck des Supermarktes sollte man lieber meiden, da der hauseigene Sicherheitsdienst nur beschränktes Verständnis für unser Hobby hat. Es war der einzige Platz auf der Tour, auf dem wir Bilder nach drinnen geschossen haben. Spotten ist in Taiwan grundsätzlich erlaubt, jedoch sollte man nicht in die Anlagen hinein fotografieren, da das verboten ist.

 

 



Nach einem eher feuchten Tag in Hualien ging es am nächsten Tag von Taipeh aus in Richtung Süden. Unser erster Stopp war Hsinchu. Trotz strahlend blauem Himmel, blies ein kräftiger Wind aus Norden und machte nicht nur den Piloten zu schaffen, sondern auch uns mit den langen Brennweiten. Hsinchu ist die Heimat aller Mirage 2000 der RoCAF. Die taiwanesischen Mirage´s sind -5C/D´s, also Fighter, welche bereits einem Upgrade unterzogen wurden. Rund 60 Stück sind auf drei Staffeln verteilt. Bei unserer Ankunft gegen 08:30 Uhr waren die ersten Maschinen bereits in der Luft. Gegen 10:30 Uhr war die Morgenrunde auch schon beendet. Mit vierzehn verschiedenen Exemplaren machten wir uns dann auf den Weg zur nächsten Base.

 

Eigentlich hatten wir Taichung nicht auf unserer Agenda. Das frühe Ende der morgendlichen Trainingsrunden in Hsinchu nutzten wir dann für einen mehrstündigen Stopp in dieser Millionenstadt zwischen Taipeh und Kaohsiung. Der Platz wird auch von zivilem Verkehr angeflogen. Dieser nutzt vor allem die Pausen des Militärs am frühen Nachmittag und am Abend. Die militärischen Nutzer des Platzes sind die F-CK 1 IDF der 1st, 3rd und 9th TFW. Dieser leichte Multirolefighter ist eine einheimische Entwicklung und ersetzte seit 1993 die F-5 in der RoCAF. Insgesamt wurden 130 Stück gebaut, die heute in Tainan und Taichung stationiert sind. Die Eigenentwicklung wurde Mitte der 1980´er notwendig, als die Volksrepublik China die USA wegen ihrer massiven Waffenlieferungen an Taiwan diplomatisch unter Druck setzte.



 

 

Koahsiung ist nach Taipeh die zweitgrößte Stadt in Taiwan und neben der Hauptstadt auch das wichtigste Wirtschaftszentrum. Beide Städte habe seit Kurzem eine Hochgeschwindigkeitsstrecke, auf der japanische Shinkansen zum Einsatz kommen. Der Flughafen der Stadt wickelt für einen Singlerunway-Airport ordentlich Verkehr ab. Zwar ist hier alle etwas kleiner, als in Taipeh, jedoch bestehen ab Kaohsiung täglich mehrere Verbindungen nach Japan, Korea und in die VR China. Gegenüber des Terminals gibt es einige Cafés mit Aussichtsterrassen. Bei Sonnenschein hat man hier leider Gegenlicht, ein Problem, welches sich uns nicht stellte. In der Nachbarstadt Pingtung gibt es eine Militärbasis, die eigentlich aus zwei Flugplätzen besteht.

 

Wir entschieden uns an einem Donnerstag für Pingtung North, da ich unbedingt eine der bunten Grumman S-2T Tracker erwischen wollte. Viel war nicht los, da donnerstags nachmittags bei der RoCAF nicht geflogen wird. Dafür herrscht den ganzen Freitag und Samstagvormittag normaler Flugbetrieb. Das wichtigste Ziel haben wir erreicht, eine S-2 flog uns vor die Linse. Abgerundet wurde das Flugprogramm noch durch eine P-3C Orion. Nicht gerade der große Wurf, aber besser als nichts. Danach ging es wieder an den Internationalen Flughafen von Kaohsiung.

 

 

 

 

Im Umfeld von Kaohsiung finden sich einige sehr interessante Militärflugplätze. Unsere erste Idee, war ein Besuch in Tainan, dem zweiten Standort der F-CK-1 IDF. Nachdem sich nach zwei Stunden noch immer nichts tat, verlegten wir an die Armybase nach Gueiren. Auf dem Platz befindet sich u.a. die Pilotenschule der Army. Nahezu jeder Typ den die RoCAr fliegt ist hier vertreten. Der Verkehr war gut und nach rund zwei Stunden hatten wir alles im Kasten, was das Herz begehrte. Lediglich auf einen AH-64 mussten wir verzichten, da diese in Longtan stationiert sind.

 

Am Nachmittag wollten wir unser Glück in Gangshan versuchen. Leider kamen wir nicht mehr rechtzeitig zum Ende der Morgenrunde und so begann eine quälend lange Warterei auf den Nachmittagsverkehr. Eine herbe Enttäuschung war, dass das Museum am Platz geschlossen hatte. Gegen 15:00 Uhr hoben endlich die ersten AT-3 ab und wir konnten noch auf ein paar Bilder hoffen. Die AT-3 ist eine Eigenentwicklung des taiwanesischen Herstellers AIDC. Die 60 produzierten Exemplare kommen ausschließlich bei der taiwanesischen Luftwaffe zum Einsatz. Auf ein paar Trainer des Typs AT-34 warteten wir vergebens.

 

 



So langsam neigte sich unsere Reise dem Ende und wir starteten nochmals einen Versuch in Tainan. Diesmal sollten wir Glück haben, bei unserer Ankunft waren bereist rund 50 Soldaten der Groundcrew dabei, die Runway und die Last Chance abzugehen, um nach FOD´s Ausschau zu halten. Gegen acht Uhr ging es dann auch los. Zu meiner großen Freude kamen sechs F-5F Tiger II aus Taitung zum Low Approach vorbei, sowie eine F-16D aus Chiayi. Somit hatten wir am Ende der Reise von jeder Air Force Base mindestens ein Flugzeug im Kasten. Trotz nicht gerade überragendem Wetters am Morgen entwickelte sich der Tag sehr gut. In der Morgenrunde flogen auch zwei Maschinen der QRA, ausgerüstet mit scharfen Raketen.