Japan Teil I - Militär


 

 

Nach vielen Jahren des Wartens und einer Absage der Tour nach dem Erdbeben und der Katastrophe in Fukushima 2011 war es nun endlich soweit. Für An- und Abreise hatte ich mich für einen teuren Direktflug mit der ANA entschieden, auch um meinen ersten Dreamlinerflug zu machen. Daraus wurde leider nichts und so nahm ich am 15. Februar in der Inlandsbestuhlung einer Boeing 777-200 Platz. Das war allerdings immer noch besser, als die Sitze des LH A380 für knapp 11 h und nochmal 300 € mehr zu ertragen. Der Vorteil des Fluges ist auch die Ankunftszeit in Tokio-Haneda am nächsten Morgen um 06:50 Uhr. Ist man durch die Einreise und den Zoll, muss man nur noch das Gepäck im Schließfach verstauen und los geht´s.

 

Für mich ging es nach dem Wochenende in Tokio erstmal Richtung Süden nach Kyushu. Der Shinkansen benötigt in der langsamsten Variante für die 1100 km nach Fukuoka gerade mal 5 h 20 min. Dabei ist er auch noch pünklich. Ich hatte mir Deutschland den Voucher für den Japan Rail Pass besorgt, und zwar für die I. Klasse. Das war auch die richtige Entscheidung, denn der Komfort ist sagenhaft und man muss vor Ort nicht jede Einzelfahrt teuer bezahlen. Der Pass kostet für zwei Wochen zwar 570 €, doch wenn man viel unterwegs ist, kommt sehr schnell mehr zusammen.

 

Die militärische Spotterei begann in Tsuiki, danach ging´s nach Nyutabaru und Nagoya Komaki. Die Woche endete dann bei den Hubschraubern in Akeno. In der zweiten Woche war ich in Hyakuri und Iruma. Atsugi fiel leider wetterbedingt aus. Womit wir auch gleich beim fast wichtigsten Thema wären. Da man an vielen Plätzen wirklich 400 mm Brennweite benötigt, ist eine solche Reise im Sommer nicht empfehlenswert. Selbst bei plus 10 Grad waren in Nyuta mittags keine Bilder auf die Bahn möglich. Durch die permanente Nähe zum Meer sind die "heat waves" auch im Winter stark ausgeprägt. Gleiches gilt für zivile Bilder in Haneda oder Osaka.

 

 

Kawasaki T-4

 

 

Beginnen möchte ich nicht mit Tsuiki direkt, sondern mit einer kurzen Vorstellung des japanischen Trainingsflugzeuges T-4. Gebaut wurden bis 2003 insgesamt 208 Stück. Neben den grossen Trainingsplätzen Ashiya und Hamamatsu verfügt fast jede Staffel über einige Exemplare der T-4. Ebenso setzt das Kunstflugteam "Blue Impuls" den Typ ein. Die Entwicklung begann noch den 1970´ern, als man einen Ersatz für die T-33 und die Fuji T-1 benötigte. Auch wenn offiziell Kawasaki der Produzent der Maschine ist, so ist es doch eine Gemeinschaftsproduktion mit Mitsubishi und Fuji.

 

Der Erstflug fand am 29. Juli 1985 in Gifu statt. Die erste Serienmaschine kam im September 1988 zur 31 bzw. 32 Hikotai nach Hamamatsu. Nachdem Triebwerksprobleme auftraten, wurden 1989 alle ausgelieferten Maschinen kurzfristig stillgelegt. Bereits 1993 konnte die 100. Maschine an die JASDF übergeben werden. Beobachtet man den Flieger, fällt auf, dass er für seine Größe eine ziehmliche Abgasschleppe hinterläßt. Dies ist umso deutlicher, da japanische Phantom aufgrund neuerer Triebwerke so gut wie garnicht rauchen. Die folgenden Bilder zeigen einige der T-4 unterschiedlichster Staffeln.

 

 

Tsuiki Air Base

 

 

An der Nordostküste der Insel Kyushu liegt unweit des gleichnamigen Dorfes die Air Base Tsuiki. Durch ihren hervorragenden Spotterplatz auf einer Kaimauer am östlichen Bahnende ist sie bei Flugzeugbegeisterten aus aller Welt recht bekannt. Sie beheimatet die F-2 der 6 Hikotai und die F-15 der 304 Hikotai. Eher eine Ausnahme ist, dass dort keine Rescue-Einheit mit UH-60 und U-125 stationiert ist, wie es auf den meisten japanischen Plätzen der Fall ist. Um es gleich vorweg zu nehmen, die F-2 ist keine F-16. Auch wenn die äußerliche Ähnlichkeit groß ist und sie natürlich auf der F-16 basiert, ist sie jedoch ein eigener Flugzeugtyp. 

 

Die Tragflächen sind größer, haben ein anderes Profil und der Rumpf ist länger, als bei der F-16. Als Triebwerk kommt auch in Japan das F 110 von General Electric zum Einsatz. Ihre Hauptsaufgabe in der JASDF ist der Jagdbombereinsatz, inklusive der maritimen Kriegsführung. 2011 wurde die letzte der 94 Serienmaschinen ausgeliefert. Beim Erdbeben 2011 wurden nahezu alle Maschinen der 21 Hikotai in Matsushima zerstört oder beschädigt, von denen 17 wieder repariert werden. Als dritter Standort des Typs dient Misawa im Norden von Hokaido.

 

Leider war das Wetter nicht ganz so, wie es angekündigt war und die versprochenen 8 Sonnenstunden schrumpften auf knapp 2 h zusammen. Für die Taxishots auf dem Kai benötigt man nur rund 100 mm Brennweite. Die geschlossene Wolkendecke gab mir jedoch nach dem Bahnwechsel die Chance ggü. der Rampe an einem Friedhof Start- und Landebilder zu machen. An der Base sind an verschiedenen Positionen Sicherheitskameras installiert, sodass man recht schnell Besuch durch die Militärpolizei bekommt. Diese stellen ein paar Fragen machen Bilder vom Pass und vom Inhaber, das wars.

 

 

 

Nyutabaru Air Base

 

 

Am nächsten Tag ging es nach Nyutabaru. Ich fuhr mit dem ersten Zug von Kagoshima nach Miyazaki und stieg dort in den Vorortzug um. So ist man um kurz nach 9:00 Uhr in Shintomi am Bahnhof. Steht dann kein Taxi auf dem Vorplatz warten rund 4 km Fussmarsch mit einigen Höhenmetern auf den Besucher. Das sorgt dafür, dass man die komplette erste Runde verpaßt, da dort ab 8:00 Uhr geflogen wird. Sowieso wird hier extrem viel geflogen, als ich um 16:45 Uhr wieder am Bahnhof stand, war immer noch nicht Schluss.

 

Entlang der Piste finden sich einige gute Spotterpunkte, jedoch flimmert es gegen Mittag ordentlich und Rollbilder sind praktisch nicht möglich. Neben den bunten Agressormaschinen der Hiko Kyodotai ist hier noch die 23 Hikotai mit F-15 und die 301 Hikotai mit F-4EJ Kai Phantom stationiert. Letztere haben andere Triebwerke, als die Exemplare in Europa, sie rauchen nicht und sie brauchen zum Start keine Nachbrenner. Das sah für mich eigenartig aus und irgendwie fehlt halt was im Bild.

 

Bei den Agressormaschinen hatte ich wohl ziehmlich Glück, es flogen vier Flieger der Staffel. Oft sind die Maschinen im Training ausserhalb und nicht vor Ort. Gerne hätte ich noch einen zweiten Tag rangehängt, aber die Zeit drängte angesichts von nur knapp zwei Wochen in Japan. Ohne Zweifel war Nyuta aber einer der Höhepunkte der Reise, auch Dank der 10 h Sonne. Hier stehen ettliche Kameras entlang des Zaunes und der obligatorische Besuch der Polizei ließ nicht lange auf sich warten.

 

 

Nagoya Komaki

 

 

Am Donnerstagmorgen fuhr ich mit dem ersten Shinkansen von Kagoshima nach Nagoya. Dort war nicht der Chubu Centrair mein Ziel, sonder der alte Stadtflughafen Komaki. Der zivile Traffic hält sich arg in Grenzen, einzige Airline ist die FDA mit ihren bunten Embraer und ettliche Hubschrauber. Dazu mehr im zweiten Teil. Die JASDF hat in Komaki alle KC-767 der 404 Hikotai, alle C-130H der 401 Hikotai und eine Rescueeinheit am Platz. Desweiteren ist Komaki Heimat von Kawasaki Heavy, die hier verschiedene Wartungsaufgaben u.a. für die UH-60J übernehmen.

 

Von der Terrasse des Zivilterminals hat man eine gute Übersicht über den Platz und die Sonne an der richtigen Position. Die Hubschrauber fliegen beim Start relativ nahe daran vorbei und die Entfernung zur Bahn entspricht ungefähr den Dimensionen von Berlin-Tegel. Wenn es im Winter kalt ist, hat man auch so gut wie keine Probleme mit den "heat waves". Der Verkehr wärend meines Aufenthaltes war sehr ansprechend und ich bekam einen guten Mix aller Typen am Platz.

 

 

Akeno Air Base

 

 

Nachdem mir mehrere japanische Spotter versichert hatten, dass Freitags beim Militär den ganzen Tag geflogen wird, machte ich mich von Nagoya aus auf den Weg nach Akeno. Lt. Scramble gibt es dort "jede Menge" Heliaction. Es war sicherlich mehr als in Europa, doch nach einige Tagen im Land ist man schon so einiges gewöhnt. Leider bekam ich keinen Chinnok und keinen Apache vor die Linse. Nach dem obligatorischen Appell um 08:00 Uhr wurden einige Hubschrauber herausgeschoben.

 

Da es bei der JGSDF keine Markings gibt, sind die Hubschrauber nicht zuordenbar. Es gab einige UH-1, vier OH-1, zwei Cobras und einige Enstrom 480B. Letztere sind zwar nicht besonders schön, erfüllen jedoch ihren Zweck als kostengünstiger Schulungshelikopter. Am Nachmittag kam doch tatsächlich noch eine UH-60 aus dem Hangar, nur mit dem Start klappte es nicht so ganz. Alles in allem ein toller Platz, wenn was fliegt, da man wirklich nah am Geschehen ist.

 

 

Hyakuri Air Base / Ibaraki Airport

 

 

Rund 90 km nördlich von Tokio liegt die Air Base von Hyakuri. Der Platz hat auch einen zivilen Teil mit einer Terrasse und heißt Ibaraki Airport. Leider ist er mit öffentlichen Verkehrsmitteln morgens sehr schlecht zu erreichen, der erste Bus fährt ab der Bahnstation um 08:40 Uhr und benötigt rund 30 min für die Strecke. Da der Platz voll mit Flugzeugen ist, fangen sie wie in Nyuta schon um 08:00 Uhr an zu fliegen. Hyakuri ist die Heimat für die RF-4EJ Kai der 501 Hikotai, die F-4EJ der 302 Hikotai und die F-15 der 305 Hikotai, sowie wieder die obligatorische Rescue-unit.

 

Der zivile Teil hat, w.o. schon angeführt eine Terrasse. Diese ist verglast und die Scheiben sind mit einer polarisierenden Folie überklebt, sodass man in Richtung Air Base nichts erkennen kann. Dies bedeutete rund 40 min Fussmarsch in den Anflug und später nachdem der Wind mal wieder gedreht hatte in Etappen zurück. Der zivile Verkehr hält sich arg in Grenzen und beschränkt sich auf Skymark, Asiana und Springair. Letztere ging mir natürlich durch die Lappen, weil just in diesem Moment die Bahn gedreht wurde.

 

 

Iruma Air Base

 

 

Mein letzter Militärplatz war Iruma in der Nähe von Tokio. Man kann gemütlich mit dem Vorortzug hinfahren und nimmt dann für rund 10 € ein Taxi zum Krankenhaus. Nur sollte man das japanische Wort für Hospital kennen, denn die Taxifahrer können kein Englisch. Von dort sind es nur ein paar Meter zur Morgenposition zwischen dem Platz und einem Skatergelände. Eine Leiter ist hier zwar vorteilhaft, aber da es keine Kameras gibt, kann man den Zaun auch mal kurz anfassen. Hier geht es deutlich leiser zu, als an den Fighterplätzen und es war auch der einzige Platz auf der Reise mit einer Mittagspause. Das mag daran liegen, dass er in einem Wohngebiet liegt.

 

Typentechnisch ist er äußerst interessant, da dort vornehmlich japanische Muster zum Einsatz kommen. Die C-1 der 402 Hikotai, die YS-11FC und U-125 der Hiko Tenkentai und YS-11 und U-4 der Sotai Shireibu Hikotai. Daneben gibt´s noch CH-47 und einige Polizeihubschrauber. Der Verkehr ist gut und die Fotopunkte sehr abwechslungsreich. Es ist schon erstaunlich, was die C-1 für einen Höllenlärm macht, wenn sie startet. Sicherlich auch ein Zeichen für ihr Alter. In Gifu ist deshalb auch das Nachfolgemuster in der Erprobung. Nicht weit entfernt liegt die USAF Base von Yokota, dort startete aber nur eine einzige C-17 an diesem Tag.