Panavia PA 200 Tornado


 

 

Die Geschichte des Tornados beginnt 1967, als die Länder Deutschland, Italien, Belgien, Kanada und die Niederlande beschlossen ihre F-104 Starfighter zu ersetzen. Auch das Vereinigte Königreich suchte einen Ersatz für ihre alternden Canberras und schloss sich mit Frankreich zusammen, um gemeinsame ein Projekt eines Schwenkflüglers auf den Weg zu bringen. Frankreich stieg allerdings nach zwei Jahren aus dem Projekt aus und beabsichtigte den Kauf der General Dynamics F-111, zudem es jedoch nicht kam.

 

1968 wurde dann zwischen Deutschland, Italien und Großbritannien ein Memorandum über den Bau eines gemeinsamen Kampfflugzeuges unterzeichnet. Das Projekt erhielt erstmals seinen Namen MRCA, Multi-Role-Combat-Aircraft. Kanada, Belgien und die Niederlande waren aus dem Projekt wieder ausgestiegen, wobei sich die beiden Europäer später für die F-16 von General Dynamics entschieden.

 

Um das Projekt technisch auf den Weg zu bringen, wurde die Panavia Aircraft GmbH in München gegründet. An ihr beteiligt waren die British Aircraft Corporation (BAC, heute BAe Systems), Messerschmidt-Bölkow-Blohm (MBB, heute EADS) und Fiat Aero Industries (heute Alenia). Schon 1969 erging die Ausschreibung für das Triebwerk. Der Sieger das RB 199 von Rolls-Royce wurde auch aufgrund des hohen Technologietransfers an die beteiligten Staaten gewählt.

 

Auch beim Triebwerksbau wurde eine europäische Lösung gefunden, es entstand die Turbo-Union Ltd. in London, als Zusammenschluss von Rolls-Royce, MTU und Fiat. Im Juli 1970 ging die Entwicklung in die konkrete Phase, nachdem man sich gegen den Widerstand Deutschlands für einen Zweisitzer entschieden hatte. Die ursprüngliche Planung belief sich auf 1500 Einheiten, die jedoch im Jahr 1972 auf 872 Einheiten reduziert wurde.

 

Einen Sonderfall nahm Großbritannien ein, die zusätzlich zur Jagdbomber- und Aufklärungsvariante noch einen reinen Jäger bestellten. Die Air Defence Variant (ADV) wurde später als Serie F bezeichnet und löste bei der Royal Air Force die BAC Lightning und die F-4 Phantom ab. Der markanteste Unterschied ist der knapp 2 m längere Rumpf, da in der Nase das Foxhunter-Radar untergebracht war und die Hauptbewaffnung, der Skyflash Lenkflugkörper aerodynamisch optimiert halb eingelassen unter dem Rumpf montiert wurde.

 

 

 

 

Am 14.08.1974 erfolgte der Erstflug des Prototyps P.01 durch die deutsch/britische Besatzung Millett/ Meister in Manching. Insgesamt wurden 10 Prototypen des IDS und 3 des ADV gebaut. Der P.06, später mit dem Kenner XX948 versehen, kann heute in der Sammlung Junior in Hermeskeil besichtigt werden. Der P.08 (XX950) ging am 12.06.1979 bei einem Absturz über der Irischen See verloren. Weiterhin sind folgende Prototypen und Vorserienmodelle erhalten und derÖffentlichkeit zugänglich:

 

PA.02 (XX946)                   RAF Museum Cosford

PA.03 (XX947)                   Shoreham Airport

PA.12 (XX630)                   RAF Halton

PA.15 (XX631)                   Yorkshire Air Museum

PA.14 (MM7001)               Museo Storico, Italien

 

Die ersten Serienmaschinen wurden 1980 an das Tri-National Tornado Training Establishment in RAF Cottesmore ausgeliefert. Die Einsatzverbände erhielten 1982 die ersten Tornados. Einziger Exportkunde des Tornados ist bis heute Saudi Arabien, das ab 1986 rund 90 Maschinen der Variante GR.1 erhielt, welche bei BAe Systems in Warton mittlerweile auf den Standard GR.4 gebracht wurden.

 

 

 

 

Die Grundvariante des Tornados ist der IDS (Interdiction/Strike), was so viel heißt, wie Abriegelung/Angriff. Er wird von Deutschland und Italien verwand und ist mit der britischen Variante GR.1 vergleichbar. Der IDS verfügt als eindeutiges äußeres Merkmal über zwei fest installierte Revolverkanonen der Firma Mauser im unteren Bereich des Seitenrumpfes. Die Version ECR und GR.1/4A haben eine fest installierte Kanone auf der Steuerbordseite. In der Variante IDS ist der Tornado in der Lage auch Nuklearwaffen zu tragen.

 

Nach Produktionsende des IDS in Deutschland wurden noch 35 ECR für die Luftwaffe gebaut. Der ECR (Electronic Combat Reconnaissance) verfügt über eine spezielle Missionsausstattung. Diese umfasst in der Hauptsache Ausrüstung zum Aufspüren und Bekämpfen von feindlichen Radarstellungen. Auch Italien entschied sich für den ECR, jedoch wurden hier keine neuen Maschinen gekauft, sondern 16 IDS umgerüstet. Aus diesem Grund sind die deutschen und italienischen ECR auch nicht vergleichbar.

 

Noch bis 2005 setzte die Deutsche Marine den Tornado im Marinefliegergeschwader 2 in Eggebeck ein. Bereits 1993 wurde das MFG 1 in Jagel aufgelöst und der Platz an das Aufklärungsgeschwader 51 übergeben. Hier ist derzeit noch eine Staffel aktiv, mittelfristig werden die Aufklärungsaufgaben durch unbemannte Drohnen übernommen. Auch bei der Luftwaffe hat die Umstellung auf den Eurofighter begonnen, so verfügt das JaBoG 31 nicht mehr über den Tornado.

 

Eingesetzt wird der Tornado derzeit noch bei den JaBoG 33 (Büchel) und 32 (Lagerlechfeld), sowie in der ersten Staffel des AG 51 (Jagel) und bei der WTD 61 in Manching. Der Zielbestand für die Bundeswehr wird zukünftig 85 Tornados an den Standorten Büchel und Jagel betragen. Der Fliegerhorst Lagerlechfeld wird geschlossen.

 

 

 

 

Derzeit verfügt die Royal Air Force noch über sechs mit dem Tornado ausgerüstete Frontline-Staffeln, sowie die Testeinheit in Conningsby und einige Maschinen bei der Empire Test Pilot School in Boscomb Down. Die Frontline-Staffeln in Marham und Lossiemouth verfügen nur noch über den Gr.4/4A. Die Variante ADV ist nur noch bei der ETPS im Einsatz.

 

Der ADV war eine britische Eigenentwicklung und ist eine reine Jägervariante. Zu diesem Zweck war er mit einem Foxhunter-Radar ausgestattet und trug zur Bekämpfung von Luftzielen den Lenkflugkörper Skyflash als Hauptwaffe. Mit dem Upgrade der Version F-2 auf die F-3 erhielten die Maschinen auch die Möglichkeit die Raketen AMRAAM und ASRAAM abzufeuern. Weiterhin verfügte sie über einen 900l größeren Tank, der Flugzeiten bis zu 2,5 h ohne Betankung zuließ.

 

 

 

 

Die Italienische Luftwaffe besitzt heute noch zwei Stützpunkte, die mit dem Tornado ausgestattet sind, Ghedi und Piacenza. Der Hauptteil der Maschinen steht im lombardischen Ghedi. Diese Tornados der 6 Stormo sind in der Regel vom Typ IDS. In Piacenza bei der 50 Stormo stehen Tornados ECR. Von 1994 – 2004 leaste Italien 24 Tornado F-3, um die Verspätung bei der Einführung des Eurofighter zu kompensieren. Die Maschinen waren im süditalienischen Gioia del Colle stationiert. Eine Maschine wurde am Ende des Leasingvertrages dem Luftwaffenmuseum in Vigna di Valle geschenkt.

 

 

 

 

Obwohl sich die Jagdbombervarianten sehr ähneln, gibt es doch erhebliche Unterschiede im Detail. Zum Vergleich nun die Bugsektionen eines deutschen IDS, eines italienischen IDS und eines brititschen GR.4. Es fällt auf, dass der GR.4 an der Rumpfunterseite mehr Anbauten besitzt und nur eine Maschinenkanone auf der rechten Seite hat.

 

 

 

 

Über die Jahre haben Tornados immer wieder Sonderlackierungen getragen, sei es zum Tigermeet oder zu irgendwelchen Jubiläen. Die nachfolgenden Bilder sollen einen Eindruck über die Kreativität der Angehörigen der Verbände geben und zeigen das Militärfliegerei nicht nur grauer Alltag ist.